Wie wir neue Gewohnheiten anlocken können.
Nutzen Sie morgens die Schlummer-Funktion Ihres Weckers? Oder springen Sie sofort aus dem Bett? Lesen Sie beim Frühstück gerne die Zeitung? Oder frühstücken Sie unterwegs auf dem Weg zur Arbeit? Unabhängig davon, wie Sie Dinge üblicherweise handhaben (und unabhängig davon, ob Sie diese Angewohnheiten gut finden oder nicht), machen solche Gewohnheiten einen Großteil unserer Persönlichkeit aus. „Erst formen wir unsere Gewohnheiten, dann formen unsere Gewohnheiten uns.“1
Und wenn Ihnen diese Regelmäßigkeiten gefallen, werden Sie sie verstärken. Wenn nicht, werden Sie vielleicht schon einmal versucht haben, sie zu ändern. Und das fällt uns gar nicht so leicht. Denn solche Gewohnheiten haben die Eigenschaft, sich einzunisten und es sich so richtig gemütlich zu machen. Selbst wenn man sie eine Zeit lang ablegen kann, schleichen sie sich geschickt wieder ein, manifestieren sich vielleicht auf andere Art und Weise und bevor man sich versieht, sitzen sie wieder friedlich neben einem auf der Couch und schauen mit Fernsehen – und zwar die flache Unterhaltungssendung, die wir doch eigentlich aus unserem Programm streichen wollten. Eigentlich.
In unserer Arbeitswelt finden sich auch viele Gewohnheiten wieder. Manche sind hilfreich, manche waren noch nie wirklich gewünscht, manche sind Artefakte aus früheren Gegebenheiten, die wir uns aber nicht so leicht abgewöhnen können. So wie die Anordnung der Buchstaben auf Tastaturen weltweit aus den Beschränkungen der mechanischen Schreibmaschinen resultiert.2 Genauso wie der Mensch auch aus seinen Gewohnheiten besteht, machen die gesammelten Gepflogenheiten einer Organisation ihre Kultur aus. Und die gelebten kreativen Angewohnheiten ergeben die Innovationskultur.
Aber kann man unliebsame Gewohnheiten leichter ablegen, bloß weil sie im Arbeitskontext unterwegs sind? Oder schleichen sie sich genau so leicht wieder ein, sitzen im Meeting leise schnurrend neben einem und erwarten, dass man sie krault? Kann man von einem auf den anderen Tag innovativ sein, nur weil man das heute so macht? Wo es doch vorher so gemütlich war, als die kreativen Ideen einfach an uns vorbeigerauscht sind…
Wenn Veränderungen „von oben“ angeordnet werden, müssen die Beteiligten mit an Bord geholt werden 3. Das ist allen soweit klar. Die Frage ist, wie man es schafft, dass alte Zustände nicht wieder attraktiv werden und die neuen, frisch eingeführten „Gewohnheiten“ (die eben noch keine sind) verdrängen. Dafür muss die Basis die Veränderungen nicht einfach nur (er)tragen, sondern mitgestalten. Die Menschen müssen Gelegenheit haben, ihre eigene Expertise einzubringen und die neue Welt anhand ihrer Motivation und ihrer Motive mit zu entwickeln, damit die alten Gepflogenheiten nicht doch wieder kuscheliger und attraktiver sind. Denn wenn unsere Gewohnheiten unsere Persönlichkeit ausmachen, müssen wir uns auch mit den angestrebten Arbeitsgewohnheiten identifizieren können. Wir müssen sie mögen. Schließlich definieren wir uns auch über unser Verhalten, unsere Gewohnheiten sind Teil unseres Selbstbildes.
Wir sollten Spaß daran haben, die Brekkies Tüte zu schütteln, und uns freuen, wenn dann tatsächlich die Tür aufgeht und die neue Gewohnheit leise miauend hereinkommt.
Nächstes Mal dann mehr zu dem Thema, wo es die richtigen „Katzenleckerlis“ gibt, bzw. wie das Motivieren nachhaltig gelingen kann.
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- frei nach “We First Make Our Habits and Then Our Habits Make Us.” (wird John Dryden zugeschrieben)↩
- https://en.wikipedia.org/wiki/QWERTY (retrieved 20171115)
- wie wir es z.B. mit KULTURgut machen↩
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